7. Januar 2020

Immobilienpreise steigen weiter

Die Kombination könnte unglücklicher nicht sein: knappes Angebot, große Mengen zur Verfügung stehendes Geld – und nur wenige Anlage-Alternativen.

Immobilienpreise steigen weiter. Wohnungen und Häuser in Deutschland verteuern sich auch nach zehn Jahren Immobilienboom weiter kräftig. Im dritten Quartal 2019 setzte sich der Preisanstieg ungebremst fort, wie eine Auswertung des Hamburger Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung (Gewos) zeigt. Die Analysten bestätigen damit die Schlussfolgerungen, die schon das Statistische Bundesamt und das Institut der deutschen Wirtschaft gezogen hatten.

Laut jüngsten Gewos-Daten verteuerten sich Eigentumswohnungen um 8,2 Prozent gemessen am dritten Quartal 2018 auf im Schnitt 2030 Euro je Quadratmeter. Der Anstieg sei im dritten Jahr in Folge unvermindert stark, sagte Geschäftsführerin Carolin Wandzik. In Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf stiegen die Angebotspreise für Wohnungen gar um 9,0 Prozent. “Auch in den sieben größten deutschen Städten ist kein Abflachen der Dynamik zu sehen.”

Die Daten zeigen, dass sich die Schere zwischen Preisen und Mieten weiter öffnet: Denn die Neuvertragsmieten kletterten im dritten Quartal im Schnitt um 3,7 Prozent. Seit Jahren schon steigen die Immobilienpreise weitaus kräftiger. Gerade in Städten ist der Ansturm auf Immobilien ungebrochen. In Zeiten niedriger Zinsen stecken Anleger Milliarden in den Markt.

Rasanter Anstieg auch in mittleren Lagen

Auch bei Häusern kletterten die Preise laut Gewos weiter rasant. Eigenheime verteuerten sich im dritten Quartal um 7,4 Prozent auf 2670 Euro je Quadratmeter im Schnitt. In den sieben größten Städten kosteten Eigenheime mit 6100 Euro je Quadratmeter sogar mehr als das doppelte als im deutschen Mittel, in ostdeutschen Landkreisen waren Häuser dagegen schon für 1500 Euro je Quadratmeter zu haben.

Analysiert hatte Gewos Immobilien in mittlerer Lage und Ausstattung im Alter von 30 Jahren, die auf dem Onlineportal Immobilienscout24 angeboten wurden. Es wurden Wohnungen mit drei Zimmern und 80 Quadratmetern sowie Häuser mit 130 Quadratmetern untersucht.

Günstige Kredite und die gute Konjunktur haben die Preise für Wohnungen und Häuser in Deutschland hochgetrieben. Immobilien verteuerten sich zwischen 2008 und 2018 um fast 50 Prozent, wie jüngste Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. Seit 2015 habe sich der Boom noch beschleunigt und erfasse selbst dünn besiedelte Landkreise.

Die Konjunktur treibt Immobilienpreise zusätzlich an

Und die Wohnungsnot dauert an: 2019 entstanden laut Bauindustrie 300.000 neue Wohnungen in Deutschland statt 375.000, wie von der großen Koalition angepeilt. Längst kommt die Baubranche der Flut der Aufträge nicht mehr hinterher. 2018 waren zwar 693.000 Wohnungen schon genehmigt, aber noch nicht gebaut. “Deutschland steckt in einem Baustau”, sagte Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamts.

Noch Mitte der Neunzigerjahre wurden mehr als 600.000 Wohnungen jährlich in Deutschland errichtet – danach stiegen die Immobilienpreise im Schnitt kaum. Über Jahre wurde immer weniger gebaut bis zum Tiefpunkt in der Finanzkrise 2009. Seither geht es aufwärts: Binnen zehn Jahren hat sich der Umsatz mit Wohnungen, Häusern, Grundstücken und Agrarflächen mehr als verdoppelt auf den Rekord von 269 Milliarden Euro, so die deutschen Gutachterausschüsse.

Steigen die Immobilienpreise nun noch Jahre weiter? “Die vergangenen fünf Immobilienzyklen seit dem Jahr 1975 sind alle mit einer Rezession zu Ende gegangen”, sagte Stefan Mitropoulos von der Landesbank Helaba. Die Konjunktur in Deutschland sei aber robust. “Ich sehe keine Rezession und schon gar keine, die ein Sinken der Immobilienpreise auslösen könnte.” In weiten Teilen der Bundesrepublik sei Wohnraum zudem noch immer erschwinglich. “Die niedrigen Zinsen für Immobilienkredite gleichen die höheren Preise teils aus.”

Überangebot auf dem Land

Für weniger Druck auf dem Land sorgt mancherorts ein Überangebot. In 69 der 401 kreisfreien Städte und Landkreise wurden in den vergangenen zwei Jahren mehr als 50 Prozent mehr Wohnungen gebaut als nötig, stellte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fest. “Die Folge ist Leerstand”, sagte IW-Experte Michael Voigtländer.

In den Städten hingegen wächst die Furcht vor Vertreibungen. “Die Blasengefahr ist auch hoch, weil die Preise vielerorts dem mittleren Einkommen beziehungsweise Eigenkapital entronnen sind”, warnte der Immobilienspezialist Empirica. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sieht die Signale “zumindest auf Gelb”. Und selbst die zurückhaltende Bundesbank meint, die Immobilienpreise in Städten seien bis zu 30 Prozent höher als ökonomisch begründbar.

Die Warnungen bedeuteten aber nicht, dass sich Wohnungen und Häuser zwangsläufig um 20 oder 30 Prozent verbilligen müssten, sagte Mitropoulos. Dagegen sprächen auch die anhaltend niedrigen Zinsen und der Zustrom in die Städte. “Auch nach dem Wiedervereinigungsboom Mitte der 1990er kam es nicht zu einem Einbruch, sondern die Immobilienpreise stagnierten mehr als zehn Jahre lang oder sind leicht gefallen. Das kann sich so wiederholen.”

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Bildquelle für den Beitrag: Die Immobilienpreise steigen weiter: Spiegel/Pixabay

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